Medical Properties Trust hat am 21. August bekanntgegeben, dass das Unternehmen vor hat Schulden abzubauen. Der Schritt kommt nicht gerade überraschend und wurde von einigen Aktionären bereits länger erwartet. Unklar war, was genau der Plan sein würde.
Nun steht fest, dass die Firma ihr Portfolio im bestehenden Mix in Bezug auf Geografie und Mietermix beibehalten will, es aber zu Verkäufen kommen wird. Das wird nicht vermietete Immobilien treffen, aber auch nicht immobilienbezogene Vermögenswerte, die man zu Geld machen kann.
In einen zweiten Schritt ist es geplant Kosten zu senken. Betriebskosten sollen geschmälert werden, indem sie an eine verringerte Vermögensbasis angepasst werden und auch bei kurzfristigen Neugeschäften soll gespart werden. Der für viele Anleger wichtigste Punkt ist aber die Kürzung der Dividende.
Die quartalsweise Dividende von USD 0,29 soll ab der nächsten Ausschüttung im Oktober auf USD 0,15 gesenkt werden. Dividendenorientierte Anleger waren seit rund 10 Jahren eine steigende Dividende gewohnt. So wurde die Dividende Ende 2013 von 20 auf 21 USD-Cent angehoben und seitdem regelmäßig gesteigert, auf zuletzt eben 29 USD-Cent.
Dabei ist es gar nicht das erste Mal, dass das Unternehmen die Dividende kürzt. Im Zuge der Finanzkrise 2008 wurde sie von 27 Cent auf 20 Cent runtergesetzt, damit um ca. 26 %. Heute beträgt die Kürzung 48 % und ist damit etwas einschneidender. Damit hat die Dividende einen Wert erreicht, der zuletzt Anfang 2005 ein Thema war.
Das aber nur in absoluten Zahlen. Setzt man die Dividende ins Verhältnis zum Aktienkurs, sieht es folgendermaßen aus: Seit 2013 schwankt die Dividendenrendite um die 5-7 %. Im Herbst 2022 hat sie die Marke von 10 % überschritten, was nicht nur mit steigenden Dividenden, sondern auch mit dem Fall des Aktienkurses zu tun hat.
Lag dieser im Jänner 2022 mit etwa USD 24,- an der Spitze, war er im Herbst nur noch bei rund USD 12,-. Die weiterhin gleichbleibende Dividende von 29 Cent im Quartal hat in Verbindung mit dem weiteren Kursverfall eine Dividendenrendite von bis zu 14 % erzeugt. Dass das für das Unternehmen ungesund wird, müsste eigentlich jedem klar sein.
Für Aktionäre, die die Aktie im Depot haben stellt sich nun die Frage: behalten oder abstoßen? Und die Nicht-investierten fragen sich ebenso: Kaufen oder abwarten?
Sehen wir uns zunächst die erste Gruppe an. Es gibt gute Gründe die Aktie zu behalten. Wenn die langfristige Perspektive für den Anleger in Ordnung ist und auch auf eine Kurserholung gesetzt wird, kann eine Dividendenkürzung nur ein vorübergehendes Problemchen sein, dass sich nicht auf einen Verkauf auswirken wird. Dafür spricht die Erkenntnis von Medical Properties Trust, die eigenen Schulden in Angriff zu nehmen und auch so unpopuläre Maßnahmen wie einen Dividendencut durchzuführen.
Vergessen wir auch nicht, dass die Dividenden nur ein Teil der Rendite sind. Auch potenzielle Kurserholungen gehören zum Investorenerfolg. Zwar ist der Aktienkurs nun schon lange Richtung Süden geprügelt worden, jetzt ist die Katze aber aus dem Sack und damit spricht das eher für ein Ende mit Schrecken als für ein Schrecken ohne Ende. Es kann wohl auch davon ausgegangen werden, dass die aktuellen Entwicklungen bereits im Aktienkurs eingepreist sind. Das Unternehmen hat schon einmal gezeigt, dass es sich nach einer Dividendenkürzung erholt hat. Sowohl hat sich der Aktienkurs in den nächsten Jahren verdreifacht als auch die Dividenden wurde, nach einer Erholungsphase, regelmäßig angehoben.
Auf der anderen Seite spricht auch einiges dafür, die Aktie abzustoßen. Gerade für dividendenorientierte Anleger ist eine regelmäßige Dividendensteigerung wichtig. Da nun das Gegenteil passiert ist, reicht das für viele schon als Grund aus, sich von dem Wert zu trennen. Opportunitätskosten sind ein anderer Punkt. Zwar müsste ein Verlust realisiert werden, das Geld ist aber dann möglicherweise in einer anderen Aktie mit steigenden Dividenden oder mehr Kurspotential besser aufgehoben und kann damit effektiver eingesetzt werden.
Der größte Punkt ist aber sicher das fehlende Vertrauen. Man hat schließlich darauf vertraut, dass die Auszahlungen, wie in den 10 letzten Jahren, weiter steigen. Dieser Vertrauensverlust kann zu einen geänderten Anlegerverhalten führen und andere Käufer abschrecken, neben den Verlust an Dividenden kann das den Kurs weiter nach unten drücken. Das möglicherweise auch mit einer langfristigen Wirkung. Wenn ein Unternehmen bereits zweimal die Ausschüttungen gekürzt hat, wird es das vermutlich irgendwann einmal wieder tun. Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit.
Genügen diese Gründe, um die Aktie zu verkaufen? Wenn ja, leiten wir damit nun über zu der Gegenseite. Denn wenn sie verkauft wird, steht an der Börse auch ein Gegenüber, dass die Aktie gerne zu diesem Kurs einkaufen möchte.
Damit wären wir bei den interessierten Anlegern, die die Aktie noch nicht im Depot haben, oder vielleicht sogar ihre Position noch aufstocken möchten. Dafür spricht jedenfalls der günstige Aktienkurs. Mit aktuell USD 6,77 (Stand 22.08.2023), ist dieser Preis auf einem Niveau, wo er das letzte Mal im Juli 2009 – und damit vor 14 Jahren – war. Viele Anleger warten genau auf so eine Situation, um günstig einkaufen zu können. Tiefer lag der Kurs nur noch im März 2009, bei USD 3,-.
Für einen Kauf spricht da auch die vorhin erwähnte Erkenntnis des Unternehmens, seine Schulden in den Griff bekommen zu wollen, die Ausgaben zu reduzieren und sich von Unprofitablem zu trennen. Nicht zuletzt aber auch die Dividendenrendite. Trotz der aktuellen Kürzung liegt diese immer noch bei herausragenden 8,8 % und spielt damit in einer Größenordnung, in der Konkurrenzaktien mit einer ähnlichen Rendite einigermaßen überschaubar sind.
Die aktuelle Dividende von 15 Cent pro Quartal wurde, war bereits erwähnt, im Jahr 2005 auf dem gleichen Niveau. Nicht aber der Aktienkurs. Der lag damals bei USD 9,-. Damit war die damalige Dividendenrendite bei 6,7 % und damit wiederrum zwei Prozentpunkte schlechter als heute.
Natürlich ist es immer auch eine Frage des Risikomanagements. Welche Größe hat diese Position im Depot, oder welche würde sie im Fall eines Neu- oder Nachkaufs einnehmen? Das kann nur jeder für sich beantworten, in dem er seine Risikobereitschaft abschätzt. Ist das Portfolio gut diversifiziert und die Position damit gering, wird ein eventuell weiterer Wertverlust keine großen Probleme mit sich bringen.
Im eigenen Depot habe ich mich dazu entschieden die Position vorläufig zu behalten und über Teilkäufe die nächsten drei Monate noch geringfügig aufzustocken. Hauptgrund ist die derzeit gute Dividendenrendite und die Vermutung, dass die Dividenden im nächsten Jahr angehoben werden. Aber selbst, wenn sie auf gleichem Level beibehalten werden, ist das für mich mit den erwarteten Kurssteigerungen in den nächsten Monaten ein guter Deal.
Diese Meinung ist genau das, nur eine Meinung. Und die ist naturgemäß nicht in Stein gemeißelt, sondern kann sich in Zukunft noch ändern. Aber das bewerten wir nicht heute, sondern zu einem späteren Zeitpunkt.
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